In Deutschland gibt es laut Feuerwehrverband 22.898 Jugendfeuerwehren, in denen 301.309 Jugendliche aktiv sind. In Herford gibt es gleich mehrere Jugendfeuerwehren: Herford Mitte, Schwarzenmoor und Elverdissen. Aber wer engagiert sich dort eigentlich? Und was bewegt Jugendliche dazu, sich in der Jugendfeuerwehr einzubringen ? Diese Fragen habe ich Paul L. aus der 10. Klasse gestellt, welcher seit 2019 in der Jugendfeuerwehr Elverdissen aktiv ist.
Soenke: Paul, wie bist du zur Jugendfeuerwehr gekommen?
Paul: Der beste Freund meiner Mutter war bereits aktiv in der Feuerwehr und hat mir als Kind von seiner Arbeit erzählt. Aber auch durch Kinderbücher bekam ich die Idee. Daraufhin habe ich recherchiert, wie ich mich bei der Feuerwehr engagieren kann und bin dann auf die Jugendfeuerwehr Elverdissen aufmerksam geworden.
S: Was motiviert dich, bei der Jugendfeuerwehr aktiv zu sein?
P: Es ist einfach ein cooles Hobby. Man kann Menschen und Tieren in verschiedensten Situationen helfen. Die Aufgaben der Feuerwehr sind es, zu bergen, zu löschen, zu retten und zu schützen. Berufsfeuerwehrleute müssen beispielsweise auch Rettungssanitäter sein, um den Rettungsdienst in Notfällen unterstützen zu können. Wir leisten praktisch überall Hilfe. Das macht mir Spaß.
S: Wie viele Jugendliche engagieren sich aktuell in eurer Jugendfeuerwehr? Und wann und wie oft finden eure Jugendfeuerwehrtreffen in Elverdissen statt?
P: Wir sind aktuell 23 Mädchen und Jungen aus den Gebieten Elverdissen und Diebrock. Wir treffen uns alle zwei Wochen freitags von 17 bis 19 Uhr am Gerätehaus Elverdissen.
S: Wer kann sich bei der Jugendfeuerwehr engagieren und wie läuft der Einstieg ab?
P: Grundsätzlich kann sich jeder im Alter von 10 bis 17 Jahren bei der Jugendfeuerwehr engagieren. Ab dem 18. Lebensjahr kann man dann in die Löschgruppe wechseln. Wenn man später allerdings professionell bei der Feuerwehr arbeiten möchte, spielen körperliche Aspekte, wie die Körpergröße und die Fitness, durchaus eine Rolle. Die Freiwillige Feuerwehr hat auch Menschen im Rollstuhl oder mit dem Downsyndrom aufgenommen. Die können die Feuerwehr genauso unterstützen, indem sie zum Beispiel Schläuche legen.
S: Wie sieht das Gruppengefühl innerhalb der Jugendfeuerwehr aus?
P: Es ist ein kameradschaftliches Gruppengefühl. Man muss sich nun mal blind aufeinander verlassen können. S: Könntest du dir vorstellen, später als Feuerwehrmann zu arbeiten? Wie sieht das bei den anderen Jugendlichen aus? P: Ja, ich werde wahrscheinlich in der Freiwilligen Feuerwehr mitwirken. Die Absichten in unserer Gruppe sind aber wirklich verschieden. Einige sind seitdem sie klein waren, große Feuerwehrfans, manche entdecken die Jugendfeuerwehr aber erst auch als Jugendliche. Nicht alle können es sich vorstellen, auch beruflich bei der Feuerwehr mitzuarbeiten. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Arbeit mental schwierig ist. In ein brennendes Haus zu gehen und zu wissen, dass man dort sterben könnte, ist nicht einfach. Man muss unter hohem Druck arbeiten und sehr schnell sein. Wir sind aber noch nicht bei richtigen Einsätzen dabei, sondern trainieren mit Übungen.
S: Gibt es besondere Aktionen oder Veranstaltungen, die dir im Gedächtnis geblieben sind?
P: Der Berufsfeuerwehrtag ist das Highlight des ganzen Jahres. An dem Tag ist man für 24 Stunden in der Rolle eines echten Feuerwehrmanns / einer echten Feuerwehrfrau, man geht auf Übungseinsätze, ist in der Feuerwache und lernt eine Menge. Der Dienstleiter und aktuelle stellvertretende Jugendfeuerwehrwart Elverdissen, Lennart Wilkening, erzählt mir, dass die Jugendfeuerwehr außerdem bei Weltkindertagen und Festen dabei sei. Jährlich würden die Jugendfeuerwehren aus Herford zelten gehen. Lennart Wilkening beschreibt seine 17 Jahre Engagement in der Feuerwehr, als erlebnisreich, einschneidend, da L. Wilkening seitdem er in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist, zu jeder Zeit alarmierbar und auf Abruf sein muss, und lehrreich, weil man viele Gefahrpotentiale, wie ein Lappen auf dem Herd, kennenlernt.
S: Wie würdest du die Arbeit bei der Jugendfeuerwehr in drei Worten beschreiben?
P: Spannend, witzig und aufregend. Man kann übrigens im Laufe der Zeit Abzeichen erhalten. Es gibt die Jugendflamme von Stufe eins bis drei. Dieses Abzeichen fragt Grundkenntnisse, wie das Knotenmachen ab. Das höchste Abzeichen ist die Leistungsspanne. Dafür muss man mindestens 15 Jahre alt und ein Jahr Mitglied sein. Engagement in der Jugendfeuerwehr ist also keine Seltenheit. Die Gruppendynamik und praxisnahe Übungen fasziniert Jugendliche nicht nur in Herford, sondern in ganz Deutschland.