Die Hammersmith-Kaserne: Ein Blick in die Vergangenheit und Zukunft

Am 18.07. fand eine Führung des Vereins der Gastführer Herford über das ehemalige Kasernen-Gelände statt. Herford – Eine Stadt mit einer langen militärischen Geschichte, deren Spuren bis heute sichtbar sind. Ein besonderes Kapitel dieser Geschichte ist die Hammersmith-Kaserne. Karten für diese Führungen sind über die Internet-Seite des BildungsCampus erhältlich.

Eine Reise durch die Zeit

Zur Aufrüstung der Wehrmacht wurden drei Kasernenanlagen errichtet. Die Hammersmith-Kaserne, die zu Zeiten der Wehrmacht Estorff-Kaserne hieß, wurde 1935 eingeweiht. 1945 zogen dann die Britischen Streitkräfte im Rahmen der Aufteilung der Besatzungsgebiete in die Kaserne ein. Die Streitkräfte verließen 2015 den Standort Herford und hinterließen das Gelände im gleichen Zustand, in dem sie es nutzten: Handschuhe und Kronleuchter auf dem Boden, schiefe Türen, Schimmel und Schmutz zeugen von einem ihrem Abzug. Bergmeier, die Führungsleiterin, schildert eindrucksvoll die Vergangenheit des Geländes:

„Damals hatte man einen Panzer hinter einem an der Ampel. Regelmäßig konnte man Soldaten sehen.“

Führungsleiterin

Das Gelände wurde schließlich von der Stadt erworben.

Spannungen und Enteignungen

Die Beziehung zwischen der britischen Armee und der deutschen Bevölkerung war nicht immer harmonisch. In einigen Kneipen war der Slogan „No Brits Here“ zu lesen, und es kam zu Enteignungen von Privatgebäuden, um Wohnraum für die britischen Soldaten zu schaffen. Eine Teilnehmerin der Führung berichtet, dass das Haus ihres Vaters enteignet wurde. Erst 1957 mussten alle beschlagnahmten Gebäude zurückgegeben werden.

Eine eigene Infrastruktur

Das Gelände der ehemaligen Hammersmith-Kaserne umfasst eine Fläche von 7,5 Hektar und besaß eine eigene Infrastruktur: Tankstellen, Garagen für Panzer, Mannschaftskasernen, Ställe für Hunde und Pferde, einen Kiosk, Lebensmittelgeschäfte, eine Ambulanz, eine Zisterne und eine Kirche. Die Kirche diente nicht nur für Gottesdienste, sondern auch für Eheschließungen und Trauerfeiern. Besonders interessant ist die Pferdehalle, in der noch Malereien aus der NS-Zeit zu finden sind, die von den Briten übernommen wurden. Trotz der Jahre ist die Halle in einem guten Zustand.

Ein neuer Anfang

Seit dem Erwerb des Geländes durch die Stadt im letzten Jahr nimmt die Entwicklung eines neuen Quartiers Gestalt an. Das Gelände soll zu einem vielfältigen Wohngebiet mit Nahversorgungszentrum umgestaltet werden. Bereits 2014 wurden erste Bürgerbeteiligungsverfahren durchgeführt, und 2018 gewann das Architekturbüro Behet Bondzio Lin in Kooperation mit dem Landschaftsarchitekturbüro SAL einen städtebaulichen Wettbewerb. Die Planung für die Nachnutzung musste jedoch aufgrund geänderter Marktbedingungen überarbeitet werden.

Zukunftsvision

Auf der rund 7,5 Hektar großen Fläche soll ein lebendiges Quartier mit Einfamilienhäusern, Doppel- und Reihenhäusern sowie modernen Eigentums- und Mietwohnungen entstehen. Geplant sind diverse Nutzungen wie ein Nahversorgungszentrum, ein Spielplatz, eine Kita und eine Quartiersmitte mit Gastronomie. Das Areal wird in sechs unterschiedliche Gebiete aufgeteilt, die durch einen Grünzug verbunden sind. Besondere Aufmerksamkeit wird den historischen Reitställen geschenkt, die zu Reihenhäusern umgebaut werden sollen. Außerdem soll in einem Teil der ehemaligen Ställe eine Kita untergebracht werden, während an der Ecke Stiftskamp/Mozartstraße eine Gastronomie vorgesehen ist. Südlich der Reitställe sind neben Wohngebäuden auch Dienstleistungen und Kleingewerbe geplant. Die markanten ehemaligen Kasernengebäude entlang der Vlothoer Straße wurden bereits zu Studentenappartements umgebaut und werden von Studierenden der Hochschule für Finanzen genutzt.

Die Führungen durch die ehemalige Kaserne bieten nicht nur einen Einblick in die Geschichte, sondern auch einen Blick auf die zukünftige Entwicklung des Geländes. Ein Besuch lohnt sich für alle, die sich für die Geschichte und die Zukunft Herfords interessieren.

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