Jeder kann von sexualisierter Gewalt betroffen sein. femina vita, das Mädchenhaus in Herford, dient als Anlaufstelle für Mädchen, die Erfahrungen mit diesem Thema gemacht haben. Wir haben darüber mit Eva-Lotte Heine, der Medienpädagogin des Vereins, gesprochen. Sie hat uns einen eindrucksvollen Einblick in die Tätigkeiten geben können.
Was genau ist femina vita, wofür steht ihr?
femina vita, übersetzt „weibliches Leben“, ist ein gemeinnütziger Verein in Herford, welcher kein Geld verdient und größtenteils durch Spenden finanziert wird. Entstanden ist femina vita 1989, um auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen und um eine Anlaufstelle zu bieten.
Was bietet femina vita?
„Mädchen und Frauen können zu uns kommen und sich zu ihrem persönlichen Anliegen beraten lassen, möglich wäre auch eine Online-Beratung. femina vita bietet auch Therapieplätze an. Unsere Angebote haben zum Vorteil, dass sie erstens kostenfrei sind und zweitens, dass keine Überweisung vom Arzt und auch keine Einverständniserklärung der Eltern benötigt wird.“
Wer arbeitet bei femina vita?
„Ausschließlich Frauen arbeiten bei femina vita, sozusagen ein Verein von Frauen für Frauen. Dazu gehören Pädagoginnen, Psychologinnen, Therapeutinnen, Medienpädagoginnen und eine Industriekauffrau, welche tagsüber ans Telefon geht, wenn Mädchen anrufen.“
Unter sexualisierter Gewalt versteht man Machtmissbrauch, eine Demütigung, eine bewusste Tat, welche oft schon bei Kommentaren, Beleidigungen, auch oft im Internet, oder ungewollten Berührungen anfängt. Viele Mädchen nehmen diese Dinge aber oft gar nicht wahr, denn auch wenn jemand ein Nacktfoto oder anderes pornographisches Material ungewollt zugeschickt bekommt, gilt das als sexualisierte Gewalt.
Ein weiteres Vorgehen im Internet ist das sogenannte „Cybergrooming“. Hierbei nehmen meist ältere Person Kontakt zu Mädchen durch das Internet auf, um einen Missbrauch ,,vorzubereiten“, indem sie gedrängt werden bestimmte Dinge zu tun, wie zum Beispiel „oben-ohne Fotos“ zu verschicken. Häufig sind die Täter:innen in den genannten Situation Menschen, welche der betroffenen Person nah stehen beziehungsweise bekannt sind. Eher selten sind die Täter:innen Fremde.
Die Folgen von sexualisierter Gewalt sind verschieden.
Es kann unter anderem ein großes Angstgefühl entstehen, ein Gefühl von Machtlosigkeit, welches der:die Täter:in oft auch bewirken möchte. Vor allem sexualisierte Gewalt im Kindesalter kann äußerst traumatische Auswirkungen und Folgen verursachen.
Oft geben sich Betroffene selber die Schuld. Hier ist es ganz wichtig zu erwähnen, dass Betroffene selbst nie daran Schuld sind, falls jemand anders eure Grenzen überschreiten sollte.
Sexualisierte Gewalt passiert zudem nicht zufällig. Es sind bewusste Taten, die begangen werden, für welche die Täter:innen häufig nicht verurteilt werden, da nicht jeder Übergriff zur Anzeige gebracht wird. Dazu kommen die überwiegend anonymen Täter:innen im Internet. Eva-Lotte Heine erklärte uns, wie man bestmöglich nach einem Übergriff handeln sollte. Wichtig sei es, dass Betroffene Vertrauenspersonen haben, ob das die beste Freundin ist oder eine Beratungsstelle, wie Femina Vita, ist diesbezüglich egal.
Wie erreicht man Femina Vita?
Über das Telefon, E-Mail aber auch anonym über die Online-Beratung
Gibt es noch etwas, dass Sie den Leser:innen mit auf den Weg geben möchten?
„Es ist wichtig, sexualisierte Gewalt zum Thema zu machen. Man könnte mit Lehrkräften sprechen, damit man in so einem Fall weiß, wie man sensibel und richtig damit umgeht.“
Um zu verhindern, dass jemand sich mit einer Form von sexualisierter Gewalt alleine auseinandersetzten muss, ist es wichtig auch in Schulen auf dieses Thema aufmerksam zu machen.
Neben Femina Vita gibt es Angebote und Anlaufstellen, bei denen sich Jungen und Männer ebenfalls beraten lassen können. Das ist zum Beispiel: erziehungsberatungsstelle@kreis-herford.de , http://www.nummergegenkummer.de/kinder-und-jugendberatung/kinder-und-jugendtelefon/ und der https://kriesenchat.de .